Wie ich selbst Pilze züchte

Pilze wie den Austernseitling oder den Kräuterseitling kann man mit etwas Geschick selbst vermehren. Im Grunde gibt es drei Phasen: Herstellen eines Nährbodens, „impfen“ des Nährbodens, warten und wässern.

Dazu braucht man:

  • einen oder mehrere schöne Pilze
  • etwas getrockneter Roggen (meist beim Mehl im Supermarkt)
  • Wasser
  • einen Gefrierbeutel oder ein leeres Glas und
  • einen Kochtopf
  • ein funktionierender Herd

Sterilisieren des Nährbodens

Zunächst gebe ich den Roggen und Wasser in den Topf. Es sollte mindestens doppelt so viel Wasser wie Roggen im Topf sein, denn der Roggen quillt beim Aufkochen sehr stark. Es empfiehlt sich auch, den Wasserstand ab und an zu kontrollieren und bei Bedarf noch Wasser nachzuschütten, ehe das Ganze anbrennt. Den Roggen koche ich zunächst kräftig auf und lasse ihn dann für ca. 45 - 60 Minuten lang auf dem Herd vor sich hin köcheln. Die Roggenkörner sollten nun langsam aufquellen. Wenn ein Teil des Roggens aufgequollen ist, kann man das ganze vom Herd nehmen.

Nun schütte ich das „Roggensubstrat“ durch ein sehr sauberes Sieb, sodass die Körner etwas abtropfen können. Zu viel Feuchtigkeit kann das Pilzwachstum nachteilig beeinflussen. Schwimmen sollten die Körner im Gefrierbeutel oder Glas nicht mehr. Wenn alles abgetropft ist, fülle ich diese in ein leeres Schraubglas oder in einen Gefrierbeutel, und verschließe das Gefäß luftdicht, damit andere Sporen, die unter Umständen einfach in der Luft liegen, keine Chance haben, an das Substrat zu gelangen. Jetzt kann man das ganze nochmal richtig einkochen, um es absolut Steril zu bekommen. Um sich sicher zu sein, dass das Substrat auch wirklich steril ist, lässt man den Beutel oder das Glas einfach für 2 Wochen stehen. Wenn sich dann noch keine Schimmelkulturen auf dem Roggen befinden, ist dieser steril. Ansonsten kann dieses Substrat entsorgt werden.

Bei Kräuter- oder Austernseitlingen muss man das Ganze aber nicht zwangsläufig steril bekommen, denn die Saitlinge sind meiner Erfahrung nach meist stärker als die üblichen Haushaltsschimmel, die sich auf dem Substrat einnisten könnten. Nach einigen Wochen dominiert dann der Saitling. Bei diesen Pilzen warte ich also immer, bis der Roggen kalt ist, und füge dann ein paar Pilze hinzu. Der Pilz selbst vermehrt sich über Sporenbildung und besteht selbst auch aus Pilzmyzel. Die Sporen sitzen an der Unterseite der Kappe. Schneide ich also den Pilz klein und tue ihn in das Glas oder den Gefrierbeutel, gelangen auch die Sporen an den Nährboden, den ich selbst hergestellt habe. Dieses beimpfte Substrat stelle ich nun an einen Platz, an dem es konstant ca. 24-26°C warm ist. Nach ein paar Tagen sieht man an dem Pilz die ersten feinen weißen Härchen. Das Myzel wächst nun langsam durch den Roggen durch. Man kann das ganze etwas beschleunigen, wenn man nun das Myzel im Roggen verteilt. Dazu das Gefäß schütteln/durchkneten und schauen, dass sich dabei das Myzel auflöst. Wie weiter oben schon erwähnt: Es kann vorkommen, dass man Schimmel im Glas oder Beutel sieht. Das ist aber nicht weiter Schlimm, da der Austern- bzw. Kräuterseitling diesen Schimmel meist schnell überwuchert.

Um ein Ideales Durchwachsen des Substrats hin zu bekommen, müssen mehrere Faktoren stimmen. So sollte die Temperatur bei 24 - 26 °C sein, die Luftfeuchtigkeit bei etwas um die 70 bis 80% liegen und die Pilzkultur dunkel gelagert werden. Ich persönlich lagere mein geimpftes Substrat auf dem Fußboden vor der Heizung, also nicht komplett lichtdicht, sondern nur schattig. Auch etwas frische Luft ist gut für den Pilz. Heißt im Klartext: Warm lagern, bei Bedarf per Sprühflasche wässern und dabei gern Glas oder Beutel weit öffnen. Schwitzwasserablagerungen im Gefäß sind wünschenswert.

Sobald der Roggen komplett vom Myzel durchwachsen wurde, kann man sich schon Gedanken um das Ernten machen. Der Pilz sollte weiterhin bei der Temperatur bleiben, bekommt nun aber noch Licht und etwas mehr Luftfeuchtigkeit dazu. Die Luftfeuchtigkeit kann mittels Sprühflasche erreicht werden, dazu ca. 3 bis 4 Sprühstöße in das Gefäß geben, und dann das ganze wieder verschließen. Bei dem Gefrierbeutel kann man nun seitlich ein Loch in den Beutel schneiden. Dort kann der Pilz Luft bekommen, und hat eine Stelle an der er Wachsen kann. Bei einem Glas mache ich immer eine Frischhaltefolie anstelle des Deckels auf das Glas. In die Folie kommen dann zwei oder drei kleine Einschnitte und die Folie wird mit einem Gummiband befestigt. Gefäß oder Beutel stelle ich dann auf die Fensterbank über die Heizung. Schon relativ bald sollte man auf der Oberfläche des Myzels die ersten Ansätze der kleinen Pilze sehen. Diese wachsen nun schnell und schaffen es bei guter Pflege ca. 1 bis 2 Zentimeter am Tag zu wachsen. Sobald die Pilze eine gute Größe erreicht haben, ernte ich sie.

Viel Spaß und Erfolg beim Nachmachen.